Willkommen bei Aveleen Avide
Jochen Frech ist wie das Schwungrad einer Uhr, ein Unruh und wenn er Blut geleckt hat, dann bleibt er an einer Sache dran. Warum man mit Kinderaugen einiges anders sieht ... Das gibt es im Interview mit ihm zu lesen, genauso wie Spannendes zum Einsatz mit dem SEK ...
Wer mir eine Frage zum Interview beantworten kann und mir dazu eine E-Mail sendet, der kann „Hochsommermord“ gewinnen. Wie es geht? Das steht am Ende des Interviews.
Foto: © Jochen Frech
Jochen Frech ist Autor und Polizeibeamter.
Jochen Frech wurde 1967 geboren. Er ist verheiratet und hat eine Tochter. Jochen Frech ist studierter Diplom-Verwaltungswirt. Fünf Jahre war er beim SEK der Polizei Baden-Württemberg. Nach einem anschließenden Studium an der Hochschule der Polizei und seiner Tätigkeit als Fachlehrer bei der Bereitschaftspolizei leitet Jochen Frech seit 2009 die Sportbildungsstätte der Polizei des Landes Baden-Württemberg.
Wenn man das SEK im Fernsehen sieht, läuft mir schon die Gänsehaut. Wenn ich mir vorstelle ich schlafe und dann wird mit dieser Gewalt die Tür eingetreten und viele stehen mit einer Waffe über mir ... Gleichzeitig die andere Seite des SEKs, das ja in einer gefährlichen Situation ist ... Wie geht man als Polizist damit um? Wie lange kann man so einen Job in der Regel ausüben?
JOCHEN FRECH:
Interessant, dass Du die Vorstellung eines nächtlichen ‚Besuchs‘ des SEK mit Gänsehautfeeling verbindest. Mir geht es nämlich genau so. Aber das merkwürdige ist, dass die Menschen die ich während meiner SEK-Zeit in einem vergleichbaren Kontext festgenommen habe, ziemlich relaxed reagiert haben. So als hätten sie die ganze Zeit damit gerechnet oder wären derart nächtliche Störungen gewohnt. Ich für meinen Teil muss sagen, dass ich mich beim SEK weitaus sicherer gefühlt habe, als bspw. im Streifendienst.
Wenn man auf Streife zu einer Hausstreitigkeit gerufen wird, weiß man nie was einen erwartet, weil man in der Regel so gut wie keine Informationen hat. Da kann es passieren, dass der aufgebrachte Ehemann blitzartig ein Messer in der Hand hält oder die verprügelte Partnerin sich plötzlich wieder solidarisch zeigt und zur Schere greift. Wenn das SEK gerufen wird liegt zumeist eine Lage vor, man weiß wer der Täter ist, wo er sich aufhält, wie er bewaffnet ist, was er getan hat und ob er bereits ähnliche Delikte begangen hat. Hinzu kommt, dass man beim SEK beinahe täglich gefährliche Einsatzsituationen trainiert. Man ist ein eingespieltes Team und jeder weiß was er zu tun hat. Ich habe mich immer – auch in wirklich sehr gefährlichen Einsätzen – in meinem Team sehr wohl gefühlt. Nicht zuletzt braucht es manchmal auch das sprichwörtliche Glück des Tüchtigen. Auch solche Erfahrungen habe ich gemacht und – Gott sei Dank – unbeschadet überstanden. Derzeit liegt das Höchstalter in einer operativen SEK-Einheit bei vierzig Jahren. Danach muss man sich anderweitig bei der Polizei umschauen.
AVELEEN AVIDE:
Wie hast du dich mental auf so einen Einsatz vorbereitet?
JOCHEN FRECH:
Wie gesagt, waren wir für ganz viele Szenarien sehr gut vorbereitet durch zahlreiche Übungen und Trainings von Einsatzsituationen, hinzu kamen regelmäßiges Schießen mit verschiedenen Waffen, Selbstverteidigung, Fahrtrainings, und, und, und. Mit diesem Gesamtpaket an Vorbereitungen geht man automatisch selbstsicherer in gefährliche Einsatzlagen. Zur mentalen Vorbereitung gehört auch die Absprache mit dem Team.
Vor jedem Zugriff spricht man sich ab, teilt Aufgaben und Bereiche zu und startet erst, wenn jeder voll in der Lage lebt. Und frei nach dem Motto „Nach dem Einsatz ist vor dem Einsatz“, wird jeder Einsatz sehr intensiv nachgearbeitet. Man spricht in einer Art Manöverkritik sämtliche Details durch – auch unangenehmes und Fehler werden ganz offen diskutiert. Wenn es erforderlich erscheint, wird derselbe Einsatz nochmals simuliert, gefilmt und aufs Neue diskutiert. Aus meiner Sicht fällt dies alles unter den Begriff ‚mentale Vorbereitung‘.
AVELEEN AVIDE:
Darf ich fragen, was beim SEK dein heftigster Fall war (egal on nun vom Fall her oder von der emotionalen „Art“).
JOCHEN FRECH:
Einmal stand ich mit meiner Gruppe einem bewaffneten Täter gegenüber der ständig gedroht hatte uns alle ‚abzuknallen‘. Ich hatte zwar Schutzkleidung samt Helm an, aber trotzdem stand ich sekundenlang vor der Wahl den ersten Schuss abzugeben, um mein eigenes Leben und das meiner Kollegen zu schützen. Eine Bauchstimme sagte mir, dass mein Gegenüber nicht schießen würde. Dieses Phänomen kann ich heute nicht mehr erklären, aber ich habe nicht abgedrückt, sondern beruhigend auf den Mann eingeredet bis er seine Waffe vor uns auf den Boden gelegt hatte.
Mein emotionalster Fall war die Festnahme eines Straftäters, der gerade die Liebesdienste einer käuflichen Dame in Anspruch nahm, was wir aber nicht wussten. Wir hatten lediglich den Hinweis der örtlichen Kriminalpolizei, dass sich der Mann in besagter Wohnung aufhalten würde. Das schlimme daran war, dass im selben Zimmer in dem die beiden Verkehr hatten, die vielleicht Eineinhalbjährige Tochter der Frau wach im Laufstall daneben stand und beide Szenarien mitbekommen hatte: Also den GV und die Festnahme! Das ist einer der Fälle die mich bis heute immer wieder beschäftigen.
AVELEEN AVIDE:
Du leitest die Sportbildungsstätte der Polizei. Was für Polizisten werden dort trainiert und was macht ein Leiter der Sportbildungsstätte der Polizei im Wesentlichen?
JOCHEN FRECH:
Polizisten in Baden-Württemberg müssen 4 Stunden Dienstsport im Monat absolvieren. Das klingt ulkig, aber andererseits gibt es in keinem Wirtschaftsunternehmen eine vergleichbare Verordnung, die MitarbeiterInnen während der Dienst-/Arbeitszeit Sport erlauben würde.
Mit dieser Anordnung verpflichtet sich der Gesetzgeber natürlich dazu, auch geeignete Sportangebote und Übungsleiter vorzuhalten.
Diese sog. Polizeisportübungsleiter bilden wir in Zusammenarbeit mit Sportverbänden aus und regelmäßig fort. Überdies bieten wir Gesundheitslehrgänge an, halten Vorträge zu Gesundheitsthemen und unterstützen Dienststellen bei der Erstellung von Sport- und Gesundheitsangeboten. Der Leiter der Sportbildungsstätte koordiniert alle diese Maßnahmen und ist leider viel zu selten an der Front.
AVELEEN AVIDE:
Du bist Langstreckenläufer. Wie oft in der Woche machst du das und wie lange ist eine Strecke für einen Langstreckenläufer?
JOCHEN FRECH:
Leider muss ich zugeben, dass ich gar nicht mehr so aktiv bin und dies ist überwiegend der Tatsache geschuldet, dass ich mit meiner Schreibe quasi von jetzt auf gleich so einen tollen Erfolg hatte und mit meinem Krimi-Debüt bei einem großen Publikumsverlag gelandet bin.
In meiner aktiven Zeit bin ich zwischen 60 und 70 Kilometer in der Woche gelaufen und habe regelmäßig an 10-Kilometer-Rennen teilgenommen und etwa zwei dutzend Mal Wettkämpfe über die Halbmarathondistanz bestritten. Zweimal habe ich mich auch an Marathonläufen versucht, musste aber feststellen, dass mir diese Strecke doch ein wenig zu lang ist.
AVELEEN AVIDE:
Bis September warst du Lauftrainer der Süßener Triathleten. Wie bekommst du so viele Leidenschaften und einen Fulltime-Job und Familie unter einen Hut? Sag jetzt bitte nicht, das ist gutes Timemanagement. ;-)
JOCHEN FRECH:
In Ordnung, wenn ich diese Standardantwort nicht geben darf muss ich mir etwas anderes überlegen (lacht) und muss mir außerdem meine anderen Aktivitäten verkneifen, sonst glaubst du mir ja doch nicht!
Nein, ich glaube, dass ich ein sehr fokussierter Mensch bin und wenn ich an einer Sache Blut geleckt habe, dann kann ich mich auch völlig darin verlieren. Das war irgendwie schon immer so gewesen und ich kann das auch nicht erklären. In einer mechanisch gefertigten Uhr gibt es ein kleines Schwungrad das mit einer Federspirale verbunden ist. Dieses Bauteil das ständig in Bewegung ist und quasi den Gangregler der Uhr darstellt, nennt man Unruh. Irgendwie kommt es mir so vor, dass Gott so etwas Ähnliches bei mir eingebaut hat. Ich werde ihn irgendwann einmal fragen wieso ... und mich bei ihm bedanken!
AVELEEN AVIDE:
Gleich drei Verlage hatten Interesse an deinem Buch. Ist das nicht klasse?
JOCHEN FRECH:
Das war der absolute Wahnsinn und zum damaligen Zeitpunkt war ich auch völlig aus dem Häuschen. Ich weiß noch genau wie mich die SMS meiner Agentin während eines Workshops erreichte und ich sofort zurückgerufen hatte. Ich war überzeugt gewesen, dass das Manuskript gut ist, aber in der momentanen Marktsituation wäre es vermessen zu glauben, dass man als Debütautor gleich bei einem großen Publikumsverlag unterkommt. Umso mehr habe ich mich über das Interesse dreier großer Verlage gefreut und bin überzeugtbtb-Verlag die Richtige Entscheidung getroffen zu haben.
AVELEEN AVIDE:
Wenn du verreist, wo reist du gerne hin und was ist dir an einem Urlaubsort wichtig? Und warum?
JOCHEN FRECH:
Mich zieht es für gewöhnlich in die Stille und am liebsten in die Berge. Ich genieße es mich in einer archaischen Umgebung und ohne jedweden digitalen Stress zu entspannen. Allein die Ruhe in den Bergen ist immer wieder eine spannende Erfahrung. Mit einem Mal gibt es keine permanenten, störenden Geräusche mehr, das wird mir dort immer wieder bewusst. Wenn, dann plätschert vielleicht irgendwo ein Gebirgsbach ins Tal oder ein Murmeltier stößt einen lauten Warnruf aus. Aber derartige Naturgeräusche empfinde ich nicht als impertinent, im Gegenteil. In den ersten Tagen fällt mir das immer wieder auf und dann wird mir auch klar, was für einem ‚Geräuschewahnsinn‘ ich täglich ausgesetzt bin.
AVELEEN AVIDE:
Welche Hobbys/Leidenschaften hast du noch?
JOCHEN FRECH:
Ich lese unheimlich viel und gerne, nicht zuletzt da es zum Handwerkszeug eines jeden Autors gehört. In meiner Kindheit habe ich eine klassische Klavierausbildung genossen und später habe ich noch Gitarre gelernt. Ich male und zeichne seit meiner Kindheit und hatte vor einigen Jahren auch eine Ausstellung. Hinzu kommen alle möglichen Facetten des Sports. Leider leiden derzeit alle diese Hobbys ein wenig unter dem Schreiben. Aber ich denke mir, dass alles seine Zeit hat und im Moment ist einfach das Schreiben dran. Als Debütautor will und darf ich mich jetzt auch nicht auf die faule Haut legen und ich habe ganz viele Romanideen, die ich gerne in die Tat umsetzen möchte.
AVELEEN AVIDE:
Was liest du zurzeit? Und wenn du liest, welche Genres liest du am liebsten?
JOCHEN FRECH:
Ganz aktuell liegt „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ von Joel Dicker auf meinem Regal. Bei mir gibt es zwei Arten von Büchern und Lesen:
Die erste Kategorie gilt ausnahmslos Krimis und Thrillern, das sind die Bücher die ich mit meiner Autorenbrille lese um zu sehen, wie ein Autor ein Thema umgesetzt hat, das mich interessiert. Wenn mir die Texte nicht gefallen lege ich die Bücher wieder zur Seite. Diese Art zu lesen ist eine Mischung aus Lesen und Lernen. Manchmal gelingt es einem Autor, mich vollkommen auf die Seite des Lesens zu ziehen. Zuletzt ist dies Simon Mawer mit seinem Titel „Die Frau die vom Himmel fiel“ gelungen.
Genusslesen stellt die andere Art des Lesens für mich dar. Dazu gehören alle Autoren die ich die „Unerreichbaren“ nenne. Schriftsteller wie Ernest Hemingway, Stefan Zweig oder Herrman Hesse, Dennis Lehane oder Pascal Mercier, um ein paar davon zu nennen. Bei diesen Büchern genieße ich einfach die Sprache, ohne mir das Hirn darüber zu zermartern, wie der oder diejenige das nur gemacht haben und das ist dann Entspannung für mich.
AVELEEN AVIDE:
Was ist schreiben für dich?
JOCHEN FRECH:
Schreiben ist für mich die intensivste Art und Weise mich künstlerisch zu betätigen. Im Gegensatz zur Musik und dem Malen und Zeichnen muss es mir hierbei gelingen einen Gedanken mit den mir zur Verfügung stehenden 26 Buchstaben unseres Alphabets zu Papier zu bringen und dies in einer Sprache die bei einer Vielzahl von Lesern eine Saite zum Schwingen bringt, sie also emotional berührt und gut unterhält, ohne dass sie im Lesefluss gestört werden. Das stellt für mich persönlich die größtmögliche Herausforderung dar und von daher Liebe ich das Schreiben am allermeisten.
JOCHEN FRECH: In „Hochsommermord“ geht es lt. Amazon.de um:
Nach seinem Studienabschluss an der Hochschule der Polizei tritt Moritz Kepplinger seinen Dienst bei der Kriminalpolizei in Göppingen an, einer kleinen Stadt am Rande der Schwäbischen Alb. Doch gleich sein erster Fall erweist sich als unerbittliche Zerreißprobe. Ein kleines Mädchen wird vermisst, es fehlt jede Spur von ihr. Für Kepplinger beginnt ein Wettlauf mit der Zeit, denn der Täter hat bereits sein nächstes Opfer im Visier …
Hier finden Sie weitere Informationen:
Hochsommermord: Kriminalroman
AVELEEN AVIDE:
Wie kamst du auf die Idee zu „Hochsommermord“?
JOCHEN FRECH:
Der Roman ist aus einer Kurzgeschichte entstanden die ich vor einigen Jahren geschrieben habe. Da ging es um eine Zufallsbegegnung zwischen einem Mann und einem jungen Mädchen. Der Mann hat zunächst gar keine bösen Absichten und dennoch endete die Begegnung mit einem schlimmen Verbrechen an dem Kind.
Bei dieser Geschichte ging es mir im Ursprung darum, wie eine Alltagssituation von jetzt auf gleich völlig entgleisen kann wenn ein paar unglückliche Umstände zusammen kommen. Die Geschichte war eine Art Psychogramm eines Verbrechens, ohne den Täter in den Schutz zu nehmen oder eine billige Erklärung zu liefern. Und diese Short-Story hat mir so gut gefallen, dass ich irgendwann zu dem Punkt gekommen bin, dass ich ein ganzes Buch daraus machen möchte.
AVELEEN AVIDE:
Ich bin sicher, dass du für „Hochsommermord“ recherchieren musstest. Ist dir bei den Recherchen etwas Überraschendes, Außergewöhnliches, vielleicht sogar Witziges passiert?
JOCHEN FRECH:
Ja, tatsächlich. Und zwar habe ich im Prolog eine Burganlage beschrieben auf der ich in Kindheitstagen des Öfteren gewesen war und die ich vor und während des Schreibens nicht mehr besucht hatte. Als ich dann nach der Fertigstellung des Manuskripts doch nochmal hinfuhr, war ich völlig perplex, da sich die mittelalterliche Festung in der Realität um ein vielfaches kleiner darstellte als ich sie in Erinnerung und im Roman beschrieben hatte. In diesem Zusammenhang wurde mir wieder klar, dass Kinderaugen die Welt ganz anders wahrnehmen als Erwachsene und es deshalb bestimmt häufig zu Missverständnissen kommt. Ach und nebenbei bemerkt: Ich habe mir die künstlerische Freiheit genommen, die Beschreibung der Burganlage im Originaltext zu belassen.
AVELEEN AVIDE:
Wie gingst du an den Plot für „Hochsommermord“ heran? Könntest du uns ein Beispiel für deine ersten Überlegungen zur Handlung von „Hochsommermord“ geben?
JOCHEN FRECH:
Wie ich vorhin angedeutet habe ist die Story aus der erwähnten Kurzgeschichte entstanden, die mit der Tat geendet hatte. Und irgendwann wollte ich dann selbst wissen, ob und wie dieses Verbrechen aufgeklärt wird und ob die ermittelnden Beamten das Motiv des Täters begreifen würden. Ich hatte mich lange nicht an einen ganzen Roman gewagt, aber nachdem ich mir in dieser Zeit sehr viel handwerkliches Geschick angeeignet hatte, bin ich dann zu dem Punkt gekommen an dem ich einfach weitergeschrieben habe. Bei diesem Buch gab es auch keine Plotskizze, weil ich dies bei dieser Art von Text für entbehrlich hielt. Ich habe mich in die Rolle der ermittelnden Beamten und des Täters versetzt und immer weiter geschrieben und darauf vertraut, dass sich die Story nach und nach entwickelt. Vielleicht sollte ich an dieser Stelle noch hinzufügen, dass die ursprüngliche Idee der Kurzgeschichte im Roman gar nicht mehr vorkommt.
AVELEEN AVIDE:
Fallen dir Dialoge, Charaktere oder szenische Darstellungen leichter, fällt dir alles gleich leicht oder anders gefragt, magst du alles gleich gerne?
JOCHEN FRECH:
Ich denke, dass mir mittlerweile alles gleich gut von der Feder geht. Anfangs hatte ich immer noch Bedenken hinsichtlich meiner Dialoge, weil ich darin die größte Herausforderung für einen Autor sah, aber nachdem mich zuerst meine Agentin und später auch meine Lektorin immer wieder darin bestärkt hatten, dass es an meinen Dialogen nichts auszusetzen gibt, fühle ich mich zwischenzeitlich auch sehr wohl dabei.
AVELEEN AVIDE:
Wie schaffst du es, dass keine losen Fäden im Buch übrig bleiben?
JOCHEN FRECH:
Das ist vor allem ein Thema während vielen Überarbeitungen, die einem ersten Entwurf zwingend folgen müssen. Ich mache mir da während der Redaktionen immer wieder Notizen und führe dann die Handlungsstränge – manchmal in mühsamer Kleinarbeit – zusammen. Ich muss zugeben, dass genau diese Arbeit nicht zu meiner Lieblingsbeschäftigung als Autor gehört, aber es gehört zum Gesamtwerk unbedingt dazu, schließlich möchte ich meine Leserinnen und Leser glücklich machen und keine Fragezeichen in den Köpfen produzieren.
AVELEEN AVIDE:
Wie gingst du an den Protagonisten Moritz Kepplinger heran? Würdest du uns dafür einfach mal ein Beispiel für die ersten Überlegungen zur Figur geben?
JOCHEN FRECH:
Ich wollte auf jeden Fall keinen klischeebehafteten Ermittler, das war mir von Beginn an ungeheuer wichtig. Es gab eine Zeit (eigentlich bis heute), da konnte ich es nicht mehr aushalten von mehrfach geschiedenen, alkoholkranken oder sonstwie gescheiterten Existenzen zu lesen, die gleichzeitig brillante Ermittler sind. Hier muss ich hinzufügen, dass Scheidungen generell kein Makel sind – eben nur dann, wenn Trennungen von Autoren inflationär dafür verwendet werden die Fallhöhe eines Protagonisten zu definieren. Jedenfalls wollte ich unbedingt eine glaubhafte Figur schaffen, die dennoch über jene Exzentrik verfügt die zu einer spannenden Person und einem spannenden Buch einfach dazugehört.
So ist Moritz Kepplinger entstanden: Ein junger Kriminalkommissar, der gerade sein Examen an der Polizeihochschule bestanden hat. Ein sportlicher und ehrgeiziger Typ, der auch über Entwicklungspotential verfügt. Ich habe ja eine Serie von wenigstens acht Büchern geplant und fände es selbst spannend herauszufinden, was Kepplinger alles widerfährt und wohin sein persönliches Lebensschicksal ihn führt.
Gleichzeitig trägt Kepplinger ein großes dunkles Päckchen mit sich herum und ich glaube gerade dies macht ihn für meine Leserinnen und Leser spannend. Auch die allzu menschliche Tatsache, dass er in seiner Polizeiarbeit immer wieder psychische Grenzerfahrungen macht, die er mit seinen bisherigen ‚Erfolgsstrategien‘ nicht unter die Füße bekommt. Diese Ambivalenz fand ich interessant und authentisch und hoffe, dass die Leserinnen und Leser dies genau so empfinden.
AVELEEN AVIDE:
Gingst du zuerst monatelang mit der Geschichte schwanger und fingst dann zu schreiben an oder hast du alle Recherchearbeiten abgeschlossen, das Exposee ist fertig und du beginnst zu schreiben? Wie muss man sich das vorstellen?
JOCHEN FRECH:
Auch diese Frage habe ich ja zum Teil schon beantwortet. Ich ging im Grunde genommen (bewusst) völlig planlos in den Fall hinein nachdem ich an einem Punkt angelangt war, an dem ich mir einen Roman zugetraut hatte. Ich hatte ein gutes Gefühl dabei und die tägliche Arbeit am Manuskript hat mich auch immer wieder darin bestätigt. Es ging immer weiter und etwa in der Mitte des Schreibprozesses war mir dann auch das Motiv des (neuen)Täters klar und wer er ist. Von da an musste ich ihn nur noch auf eine spannende Art und Weise in die Fänge der Polizei treiben.
AVELEEN AVIDE:
Wie muss man sich einen Tag in deinem Leben vorstellen, wenn du an einem Roman arbeitest?
JOCHEN FRECH:
Wenn ich mich während eines Schreibprozesses in einem ‚Flow‘ befinde treibt mich die Geschichte lange bevor der Wecker klingelt aus dem Bett. Dann arbeite ich noch ein bis zwei Stunden bis ich ins Geschäft gehe und meinem Broterwerb nachgehe. Und dann wieder nach einer adäquaten Pause nach der Arbeit. Während des eigentlichen Schreibprozesses setze ich mir ein Tageslimit, meist sind das dann tausend Wörter am Tag. Das klingt selbstquälerisch aber ich empfinde das nicht so und brauche diesen gewissen Druck den ich selbst bestimmen darf.
AVELEEN AVIDE:
Wo schreibst du am liebsten?
JOCHEN FRECH:
In einem dunklen Turmzimmer bei Kerzenschein und einer guten Flasche Wein. Vor mir ein Stapel unbeschriebenes Pergamentpapier, ein Gänsekiel und ein gut gefülltes Tintenfass! (lacht) Nein, natürlich nicht, aber witzigerweise stellen sich manche Leser meine Arbeit genau so vor. Mir bleibt gar nichts anderes übrig, als in meinem Arbeitszimmer am PC zu arbeiten und Alkohol ist vor und während dem Schreiben völlig Tabu. Nicht weil ich nicht gerne ein gutes Glas Wein trinke, sondern einfach deshalb, da ich dann nichts Vernünftiges mehr zu Papier bekommen würde.
AVELEEN AVIDE:
Hörst du auch Musik beim Schreiben und falls Ja, welche, oder brauchst du absolute Stille?
JOCHEN FRECH:
In aller Regel arbeite ich in Ruhe, aber hin und wieder kommt es vor, dass ich eine gewisse Art von Musik brauche, um in die Stimmung einer Szene hinein zu tauchen. Das kann dann alles sein: Klassik, Rock oder Heavy Metal, das hängt dann ganz von der Szene ab.
AVELEEN AVIDE:
Wirst du von einer Agentur vertreten? Und falls Ja, was ist für dich der Vorteil, von einer Agentur vertreten zu werden?
JOCHEN FRECH:
Ich werde von der Literarischen Agentur Simon in Berlin vertreten und bin total glücklich über diese Fügung. Meine Agentin und nicht zuletzt die Agentur kümmern sich sehr engagiert darum, dass ich das tun kann was ein Autor eigentlich tun sollte: Nämlich schreiben. Natürlich bleibt es nicht aus, dass ich mich in Marketingmaßnahmen – vor allem jetzt nach der Veröffentlichung am 9.12.2013 – mit in die Prozesse einbringen muss und bspw. Lesungen halte, für meine Homepage verantwortlich bin und mich in sozialen Netzwerken betätige. Auch das Lektorat wird mir selbstverständlich durch die Agentur nicht abgenommen.
Aber auf dem Weg zum Manuskript kümmert sich meine Agentin sehr wohl um meine Belange und steht mir mit Rat und Tat zur Seite. Überdies verfügt eine renommierte Agentur wie Simon über weitreichende Kenntnisse des Buchmarktes, die Agenten kenne die Ansprechpartner bei den Verlagen und wissen, wie und wo ein Manuskript eine Chance haben könnte. Letztlich ist es ja meiner Meinung nach so, dass man – im Besonderen als Debütautor - ohne Agentur keine Chance hat einen guten Verlagsvertrag zu bekommen.
AVELEEN AVIDE:
An welchem Buch arbeitest du derzeit und darfst du schon ein wenig darüber verraten?
JOCHEN FRECH:
Oh, das ist seit einiger Zeit kein Geheimnis mehr, da mein zweiter Verlag bereits eine entsprechende Vorankündigung auf der Website/Facebook gepostet hat: Ich befinde mich mit meinem Lektor auf der Zielgerade der Redaktion eines megaspannenden Thrillers, der Mitte des Jahres 2014 bei dotbooks zunächst als Episodenroman und später auch als Gesamtausgabe erscheinen wird. Darin geht es um einen geplanten Anschlag auf eine der wichtigsten Persönlichkeiten unseres Planeten, der in naher Zukunft ausgerechnet in Deutschland, während eines Gipfeltreffens der führenden Industrienationen, stattfinden soll. Eine zunächst unscheinbare Kriminalbeamtin gerät zufällig auf die Fährte des übermächtigen Attentäters und heftet sich an dessen Fersen ...
AVELEEN AVIDE:
Welchen Tipp hättest du für angehende Autoren, die einen Krimi veröffentlichen möchten?
JOCHEN FRECH:
Schreiben ist immer eine Herausforderung, ein Abenteuer mit unbestimmtem Ausgang und von daher rate ich stets dazu immer weiter zu machen und niemals aufzugeben. Ich finde auch, dass man seine Arbeit als Autor nicht zwingend vom Ergebnis abhängig machen sollte, obwohl das viele tun. Sätze wie „der ganze Aufwand hat sich nicht gelohnt“ oder „alles umsonst“, finde ich falsch und demotivierend. Vor allem dann, wenn es sich um das erste Manuskript und die ersten Absagen einer Agentur oder eines Verlags handelt.
Zuerst geht es ja um die Liebe zum Schreiben, darum, dass es einem Spaß macht eine Geschichte zu erfinden und diese Leidenschaft sollte immer im Vordergrund stehen. In einem zweiten Schritt geht es dann darum einen Verlag zu finden. Wie bereits angedeutet rate ich dringend davon ab, ein Manuskript direkt an Verlage zu schicken, sondern zuerst eine passende und seriöse Literaturagentur zu kontaktieren. Wichtig erscheint mir auch, dass man gut mit Kritik umgehen kann und Menschen (Erstleser) um sich schart, die einem offen und ehrlich ihre Meinung zu einem Text sagen und dann bereit ist, immer und immer wieder das Manuskript zu überarbeiten. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass meine Texte nach Kritik und Überarbeitungen immer besser geworden sind, auch wenn Kritik verständlicherweise im ersten Moment ein bisschen weh tut.
In jedem Fall rate ich angehenden Autoren davon ab ihr Manuskript bei einem der vielen Bezahlverlage unterzubringen. Irgendjemand hat diese Pseudo-Verlage einmal als ‚Totengräber von Büchern‘ bezeichnet und genau dies ist der Fall. Man zahlt - manchmal mehr als zehntausend Euro - dafür, dass sein Buch nachher von niemandem gelesen wird. Dann lieber weiterschreiben, ein zweites, drittes Buch und erneut nach einer Agentur oder einem Verlag Ausschau halten. Ein Trost für alle, die noch nicht so weit sind: Qualität wird sich immer durchsetzen – Auch in einem so schnelllebigen Geschäft wie dem Buchmarkt!
AVELEEN AVIDE:
Jochen, vielen Dank für das Interview.
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Heute gibt 1 Buch zu gewinnen. Wer mir die folgende Frage richtig beantwortet, und mir die 4. E-Mail an autorin(at)aveleen-avide(Punkt).com schreibt, der kann „Hochsommermord“ gewinnen, allerdings nur, wenn Ihr Wohnsitz in Deutschland liegt.
Bitte die Adresse nicht vergessen, da ich sonst das Buch nicht zusenden kann.
Den Gewinner/Die Gewinnerin schreibe ich im Laufe der Woche hier an diese Stelle. Wer mir die nachfolgende Frage richtig beantwortet, der kann „Hochsommermord“ gewinnen: Welche Musikrichtungen hört Jochen Frech gerne beim Schreiben?
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Mitmachen lohnt sich!
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7.397 Downloads waren es vom 12.04. bis 11.05.2013. Schön wäre, wenn wirklich möglichst viele davon eine Rezension schreiben würden.
Alles Nähere – hier klicken.
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Rena Larf liest mit ihrer erotischen Stimme einen langen Auszug aus meiner Geschichte „Sündige Früchte“ .
Rena Larf liest mit ihrer erotischen Stimme einen langen Auszug aus meiner Geschichte Hitze auf meiner Haut.
Ich habe für die Firma Valisère zu ihren 5 Herbst-/Winter-Dessous-Kollektionen je eine erotische Kurzgeeschichte in je 2 Versionen geschrieben. Je eine Version ist sinnlich, je eine Version ist mit sexuellen Szenen.
Und meine Geschichten gilbt es kostenlos!
Für den Desktop und für das iPad.
Unter Valisere/E-Book findet ihr beide Downloads.
Trailer: http://m.youtube.com/watch?v=hMBdFiENhx8&desktop_uri=%2Fwatch%3Fv%3DhMBdFiENhx8
Video meiner Lesung zur Geschichte "Sündhaft gut"
http://www.aveleen-avide.com/valisère-projekt/