Willkommen bei Aveleen Avide
Daniel Carinnson hat viel Spannendes zu erzählen. Meine Generation kennt bestimmt noch K2 „Der Berg ruft erinnern. Er hat den Song mitarrangiert und mitproduziert. Er war Tontechniker bei Jürgen van der Lippe „Humor ist Humor“. Er hatte in Amerika eine eigene bunt zusammengewürfelte Band, mit einem ukrainischen Drummer, einem Bassisten aus Israel, einem kanadischen Bassisten und einer japanische Keyboarderin, die auch die zweiten Stimmen gesungen hat und sie haben Deutsche Welle gesungen. Sein Karma was gefährliche Situationen angeht ist sehr gut. Und spannend geht’s weiter ...
Wer mir eine Frage zum Interview beantworten kann und mir dazu eine E-Mail sendet, der kann „Goldregen“ gewinnen. Wie es geht? Das steht am Ende des Interviews.
Foto: © Daniel Carinnson
Daniel Carinnson ist Autor, gelernter Tontechniker, Musikproduzent, Werbetexter, PR-Profi und Veranstalter und Betreiber eines Musiklabels und Internet-Contentmanager.
Daniel Carinnson wurde 1968 geboren. Du warst immer Kreuz-und Quereinsteiger. Zuerst Tontechniker, dann Musikproduzent. Kennt man eine Gruppe oder einen Sänger, den du produziert hast?
DANIEL CARINSSON:
Also Superstars sind keine dabei, aber je nach Alter und Musikgeschmack könnten einem ein paar Namen bekannt vorkommen. Es ist im Laufe der vielen Jahre ein ziemlicher Stilmix, den ich da so (mit)fabriziert habe: einen meiner ersten Einsätze als Toningenieur hatte ich Anfang der 90er beim Album „Humor ist Humor“ von Jürgen von der Lippe. Nicht gerade große Musikkunst, aber ganz witzig. Humorig bis skurril war auch das erfolgreichste Projekt meiner Musiklaufbahn, für das ich sogar eine Goldene Schallplatte bekommen habe. Eine halbe Million Singles (!) haben wir damals davon verkauft und das nur in Deutschland. Das kann man sich heute kaum noch vorstellen, aber 1994 reichte das trotzdem „nur“ für den 3. Platz der deutschen Single-Charts.
Wer in den 90er Teenager war erinnert sich vielleicht noch an K2 mit „Der Berg ruft“. Die Nummer habe ich nicht nur arrangiert und mitproduziert, sondern der Titelgebende Sample „Der Berg ruft“ ist auch von mir gesprochen. Was insofern witzig ist, da ausgerechnet ich, als Berliner, diesen Alpenruf gegeben habe.
Musikalisch anspruchsvoller waren die Produktionen mit den Golden Gospel Singers (zwei Alben im Stil Gospel meets Electronic), für die ich dabei auch komponiert habe und später dann schon im neuen Jahrhundert und in Wien habe ich zwei, drei Bands, die man hier in Österreich vor allem von ihren großartigen Livekonzerten kennt, auf meinem Indiependent-Label herausgebracht. Vor allem die Balkan-Russen-Ska Truppe „Russkaja“ war Mitte der Nullerjahre sicher eine der erfolgreichsten Livebands aus Österreich. Ebenfalls Kult in Österreich waren damals „Bacuhklang“, eine Vocal-Groove-Combo, die auf allen großen Festivals gerockt hat. Deren erstes Album durfte ich als A&R Manager mit herausbringen. 2003 hat Bauchklang damit 3 Amadeus Awards (Österreichischer Grammy) gewonnen. So viele, wie noch keine Indie-Produktion zuvor.
Das waren spannende 20 Jahre im Musikgeschäft.
AVELEEN AVIDE:
Du warst Hiker und Asphaltcowboy in den USA. Was ist ein Hiker und wie lange hast du dich so durch die USA fortbewegt??
DANIEL CARINSSON:
Hiker ist in meiner Bio im Sinne von „Wanderer“ zu verstehen. Wobei ich jetzt nicht quer durch die USA marschiert bin. Ich habe in Los Angeles gelebt und auch dort Musik gemacht, bin dabei aber auch sehr viel Outdoor unterwegs gewesen. Vor allem in den Santa Monica Mountains. Die kannte ich schon bald fast wie meine Westentasche, was für viele Einheimische sehr sonderbar erschien. Häufig hörte ich „da warst Du wandern? Ganz allein? Wie kommt man denn da überhaupt hin, zu Fuß?“
AVELEEN AVIDE:
Was war dabei für dich das Beeindruckendste oder abgefahrendste, vielleicht auch das Lustigste oder Gefährlichste?
DANIEL CARINSSON:
Das Faszinierende für mich daran war – und ist – dass man in den Mountains (eigentlich ja eher Hügel als Berge), die zwischen L.A. auf der dem Meer zugewandten und dem Valley auf der Binnen-Seite wirklich mitten in der Wildnis ist. Mit großen Schlangen, Koyoten, Wildpferden und einem unendlich weiten Himmel über Dir, fernab jeglicher Zivilisation. Meint man. Denn gleichzeitig weiß man, dass rund um einen herum, keine 10 Meilen entfernt, fast 15 Millionen Menschen wohnen, arbeiten, Ameisenhaft umhereilen. Dieser Kontrast zwischen uriger Einsamkeit und dichtest besiedelter Megapolis in direkter Nachbarschaft, das ist etwas wirklich Einmaliges.
Gefährlich war für mich dabei eigentlich weder in der City noch in der Wildnis etwas so richtig. Ich glaube, ich habe, was Gefahren anbelangt, ein ganz gutes Karma. Denn obwohl ich jeder noch so großen oder giftigen Schlange in den Mountains immer sofort mit der Kamera hinterher geeilt bin und obwohl ich mit meinem schwarzen 1980er Cadillac in der Stadt auch nicht so recht unauffällig unterwegs war, ist mir nie ernsthaft etwas passiert.
Das Abgefahrendste und auch Lustigste war vielleicht die Silvesterfeier 2001. Ich hatte eine Zeit lang in L.A. eine eigene Band (in der ich gesungen habe), mit der ich deutschsprachige Hits, vorwiegend Neue Deutsche Welle von Nena bis Hubert Kah, im West-Coast Rock Arrangement gespielt hab. Das war insofern schon recht spaßig, weil ich in meiner Band der Einzige war, der Deutsch verstand. Ich hatte einen ukrainischen Drummer, einen Bassisten aus Israel, einen kanadischen Bassisten und eine japanische Keyboarderin, die auch die zweiten Stimmen gesungen hat … ohne einen Schimmer, was sie da eigentlich singt.
Bis auf „99 Luftballons“ hatten die Musiker die ganzen Songs auch noch nie zuvor gehört. Trotzdem schafften wir es innerhalb von 4 Wochen ein Repertoire von fast 30 Titeln einzustudieren. Und an diesem Silvesterabend hatten wir einen unserer ersten Auftritte. Im „Schweizer Haus“ im Valley. Das war ein Nobelrestaurant eines Schweizer Haubenkochs, der dort eine riesige Berghütte mitten in die Stadt gebaut hatte und bei dem sowohl Europäer, aber auch viele Amerikaner gerne aßen und in dem Fall eben eine große Silverstergala erlebten, mit meiner Band als Showeinlage. Das war dann wirklich ziemlich skurril.
AVELEEN AVIDE:
Veranstalter und Betreiber eines Musiklabels in Wien. Machst du das noch? Oder wie lange hast du das gemacht?
DANIEL CARINSSON:
Seit ich Anfang 2001 nach Wien gezogen war, habe ich zunächst in einer Veranstaltungsagentur mit angeschlossenem Musiklabel gearbeitet und mich 2005 dann mit einem Label selbstständig gemacht. Leider war das eine denkbar ungünstige Zeit für so ein Vorhaben, da es genau mit dem großen Umbruch in der Musikindustrie zusammenfiel. Alles, was ich in den 15 Jahren zuvor über das Musikbusiness gelernt hatte, galt plötzlich irgendwie nicht mehr und obwohl ich schon irgendwann gesehen hab, wohin der Zug geht, hatte ich 2008 einfach keine Reserven mehr, weder finanziell, als auch rein physisch, um das alles auf Internet, YouTube, Sponsoring etc. umzustellen. Drum habe ich dieses Kapitel dann Ende 2008 für mich geschlossen.
AVELEEN AVIDE:
Was fasziniert dich so an den Roma? Warum nicht die Sinti?
DANIEL CARINSSON:
„Roma und Sinti“ ist ja so die politisch korrekte Bezeichnung in Deutschland. Hier in Österreich, vor allem aber auch dann in Ungarn und am Balkan gibt es aber quasi keine Sinti. Mal abgesehen davon, dass innerhalb der Volksgruppen und in der Wissenschaft schwer diskutiert wird, ob nicht Sinti eigentlich eine Untergruppe der Roma ist usw.
Ich versuch mich aus diesen Debatten eher herauszuhalten und sage in der Regel dann einfach „Gipsy“. Was mich an der Kultur dieser Ethnie fasziniert ist zunächst mal einfach die Musikalität und dabei wieder die große, unverfälschte Emotionalität, die der Gipsy-Musik innewohnt. Das berührt schlicht mein Herz.
Und dann ist es diese Verwobenheit, die die Roma-Kultur mit der europäischen hat. Einerseits besteht die Kultur der Roma in Europa nun schon seit rund 800 Jahren. Sie hat sich dabei verändert, hat – je nach Region – viele spezielle Prägungen angenommen – man denke nur an spanischen Flamenco einerseits, französischen Gitanes-Jazz oder österreichischen Walzer und ungarischen Czárdás – sie hat dabei aber nie ihre Eigenständigkeit verloren, zum Beispiel auch die Sprache, die es bis ins späte 20. Jahrhundert nicht in geschriebener Form gab. Auf der anderen Seite hat sie aber eben auch sehr viel europäische Kultur beeinflusst, oft, ohne dass uns das bewusst ist.
Mein Lieblingsbeispiel ist das Hackbrett. Ein typisch alpines Volksmusikinstrument, denkt man. Aber tatsächlich ist es eine spezielle Form des Zymbals, eines typischen Roma-Instrumentes, das dieses Volk auf seiner langen Reise von Indien nach Europa irgendwo in Persien aufgeschnappt, für sich adaptiert und dann in Europa verbreitet hat.
AVELEEN AVIDE:
Woher kommt der Name Carinsson. Bei dem ich schon gefühlte 100 Mal Carnisson schreiben wollte. :-)
DANIEL CARINSSON:
Es kursieren viele Theorien. Vielleicht ja aus einer skandinavischen Sage? :-)
AVELEEN AVIDE:
Welche Hobbys/Leidenschaften hast du?
DANIEL CARINSSON:
Bis zu meinem ersten Bestseller ist Schreiben mal mein wichtigstes „Hobby“. Meine größte Leidenschaft ist auf jeden Fall das Reisen. Und Wandern!
AVELEEN AVIDE:
Wenn du verreist, wo reist du gerne hin und was ist dir an einem Urlaubsort wichtig?
DANIEL CARINSSON:
Ich reise überall gerne hin, wo es warm und sonnig ist. In den letzten Jahren vor allem am liebsten – oh Wunder – nach Ost- und Südost-Europa. Wobei ich auch die Toskana liebe und Niederösterreich! Das Wichtigste ist aber, dass ein „Urlaubsort“ kein fixer Ort ist. Urlaub – länger als 3 Tage – an ein und dem selben Fleck, das ist nichts für mich. Ich muss unterwegs sein.
AVELEEN AVIDE:
Was liest du zurzeit? Und wenn du liest, welche Genres liest du am liebsten?
DANIEL CARINSSON:
Derzeit lese ich fast ausschließlich Literatur über die Spätantike und das Frühmittelalter, da mein nächster Roman in dieser Zeit der Zeitenwende spielen wird.
Ansonsten liegt grad noch Ivo Andrić auf meinem Nachttisch. Was Genres betrifft, bin ich beim Lesen nicht sehr festgelegt. Für mich kommt es eher darauf an, ob mich ein Thema anspricht und vor allem, ob ein Autor spannend mit der Sprache umgeht.
AVELEEN AVIDE:
Was ist schreiben für dich?
DANIEL CARINSSON:
Das Erzählen von Erzählenswertem. Eine Möglichkeit, Ideen und Geschichten, die ich im Kopf habe, mit anderen zu teilen. Ein großes Vergnügen, aber auch harte Arbeit, die manchmal wirklich weh tut. Aber das muss so sein.
DANIEL CARINSSON: In „Goldregen“ geht es lt. Amazon.de um:
Leichen, mit Gewichten in einem trüben Gewässer versenkt dieses
schaurige Bild geht seit Tagen durch alle Medien. Und während
die Öffentlichkeit rätselt, ob es sich um Opfer der Mafia in Italien,
des Drogenkrieges in Südamerika oder ritueller Handlungen in Indien
handelt, glaubt Musikmanager Adam Wischnewski aus Wien die
Antwort zu kennen. Mit einer eilig zusammengestellten Gipsy-Combo
als Tarnung reist er auf einem Kreuzfahrtschiff die Donau hinunter,
um Nachforschungen anzustellen. In Ungarn, das zunehmend von der
Furcht vor der rechtsnationalen "Garde" beherrscht wird, merkt er
bald: Nicht mehr alle Roma betrachten ihn als Freund ...
Hier finden Sie weitere Informationen:
Goldregen
AVELEEN AVIDE:
Wie kamst du auf die Idee zu „Goldregen“?
DANIEL CARINSSON:
Als ich in den letzten Jahren immer wieder von Freunde aus Ungarn gehört habe, wie sehr sich dort die Situation der Roma verschlechtert hat, seit das Regime Orban an der Macht ist, ist mir irgendwann in den Sinn gekommen, was eigentlich passiert, wenn sich die Roma das irgendwann nicht mehr gefallen lassen. Was, wenn die einfach irgendwann mal zurückschlagen? Und den Gedanken habe ich dann fortgesponnen. Obwohl ich meine Balkan-Gypsy-Krimis ursprünglich eher unpolitisch halten wollte. Aber durch die Entwicklung der letzten Jahre – den enormen Rechtsruck, den wir nicht nur in Ungarn erleben – ging das dann nicht mehr wirklich.
AVELEEN AVIDE:
Ich bin sicher, dass du für „Goldregen“ recherchieren musstest. Ist dir bei den Recherchen etwas Überraschendes, Außergewöhnliches, Witziges passiert?
DANIEL CARINSSON:
Das Tolle an meinem Werdegang ist in dem Fall, dass ich für die Bücher rund um die Abenteuer des Adam Wischnewski tatsächlich nichts extra recherchieren musste. Ich war von 2003 bis 2008 mitten in der Balkan-Gipsy-Musikszene und bin in diesen Jahren tausende von Kilometern mit Gispymusikern unterwegs durch Europa, vor allem eben auch in Ungarn oder am Balkan gewesen. Ich durfte auf Roma-Hochzeiten dabei sein und hab die Familien der Musiker kennengelernt. Das alles ist mein Background, für diese Romanserie. Da habe ich so viele Erlebnisse und Erinnerungen, aber auch an Erfahrung und Wissen aus erster Hand, das reicht noch für etliche Bände.
Eine witzige, typische Episode aus dem wirklichen Tourleben mit Balkanmusikern habe ich in Moskau erlebt. Die Band, die ich damals gemanaged und begleitet habe, bestand aus 7 Musikern aus 6 verschiedenen Ländern. Darunter ein Akkordeonist aus Bosnien. Vor der Reise nach Moskau musste ich die Visa organisieren. Bosnier jedoch, so sagte es jedenfalls dieser Akkordeonspieler, bräuchten für Russland kein Visum. Telefonisch bestätigte man mir das auch sowohl bei der russischen Botschaft, als auch beim bosnischen Konsulat, jedoch gab es nichts Schriftliches dazu.
Wir flogen also, ohne dass wir etwas Handfestes für unseren Bosnier dabei hatte in, in der Hoffnung, dass die Einreise schon klappen würde.
Wer schon mal am Flughafen in Moskau war, weiß, dass dieser Sovietbau allein schon beeindruckend ist und man sich dort sehr klein vorkommt. Dann noch überall die Soldaten und Beamten, alle grimmig schauend und mit großen Schirmmützen … es ist wirklich immer noch so, wie in den James Bond Filmen.
Mit gewissem Bauchgrimmen stand ich also dann mit der Truppe an der Passkontrolle an. Im Gegensatz zu den Musikern, die lustig drauf waren und vor allem der Akkordeonist hatte es wie so oft gar nicht eilig und trödelte gemächlich hinter uns her. So kam es, dass alle Musiker schließlich mit mir in der Empfangshalle standen und nur noch auf unseren Bosnier warteten. Der aber kam nicht. Und kam nicht und die Minuten strichen endlos dahin. Gerade, als ich anfing, meine Optionen abzuwägen – österreichische Botschaft anrufen, bosnische anrufen, den lokalen Veranstalter anrufen, da erschien er dann schließlich doch fröhlich diesseits der Passkontrolle. Er schwenkte einen Zettel und rief, ich hab‘s. Ich fragte mich, was er meinte. Hatte er sich jetzt rasch eben selbst irgendwo ein Visum organisiert, oder was? Ich rief also „was hast Du?“. Darauf er: „Die Telefonnummer der hübschen Zollbeamtin.“
AVELEEN AVIDE:
Wie gingst du an den Plot für „Goldregen“ heran? Könntest du uns ein Beispiel für deine ersten Überlegungen zur Handlung von „Goldregen“ geben?
DANIEL CARINSSON:
Oh, das ist schwierig zu beschreiben. Plotten geht bei mir sehr schnell. Den Auslöser für Goldregen habe ich ja schon beschrieben. Im Grunde läuft das bei mir dann immer so, dass ich hier bei mir in der Region auf eine ausgedehnte Wanderung gehe und dabei mein Kopf arbeitet und Handlungswege abklappert. Fast wie beim Laufen durch ein Labyrinth. Wenn ich dann wieder daheim ankomme, habe ich das meiste bereits im Kopf, dann setz ich mich hin und schreibe in Wahrheit den groben Ablauf der Geschichte in zwei oder drei Stunden stichwortartig auf. Ab dann passiert alles Weiter beim Schreiben, Szene für Szene. Dabei kann immer alles mögliche passieren, aber ich weiß dann, wo ich hin will und komme dann doch immer wieder auf den Weg zurück.
AVELEEN AVIDE:
Fallen dir Dialoge, Charaktere oder szenische Darstellungen leichter, fällt dir alles gleich leicht oder anders gefragt, magst du alles gleich gerne?
DANIEL CARINSSON:
Das geht eigentlich alles ziemlich Hand in Hand. Manchmal fließt es, manchmal ist jeder Satz sehr anstrengend, aber das eine wie das andere kommt bei Dialogen genauso vor, wie bei szenischen Darstellungen etc.
AVELEEN AVIDE:
Wie schaffst du es, dass keine losen Fäden im Buch übrig bleiben?
DANIEL CARINSSON:
Harte Arbeit. Manchmal bis zur letzten Minute. Wobei ich noch schwieriger das Timing finde. Das sich verschiedene Handlungsstränge und Bewegungen der Portagonisten zur richtigen Zeit – und das auch realistisch – treffen, das ist manchmal schon echte Puzzlearbeit.
Wobei ich da auch recht streng bin. Ich mag es – auch bei Werken anderer – gar nicht, wenn zwei Figuren einander treffen, dann begleitet man die eine davon, es passiert jede Menge, es vergeht einiges an Zeit und dann taucht die andere Figur mal eben wieder auf und ich frag mich, was hat die jetzt eigentlich die ganze Zeit getrieben? Ist die da einfach m Tresen sitzen geblieben und hat gewartet? :-)
AVELEEN AVIDE:
Wie gingst du an den Protagonisten, den Musikproduzenten Adam Wischnewski heran? Würdest du uns dafür einfach mal ein Beispiel für die ersten Überlegungen zur Figur geben?
DANIEL CARINSSON:
Überlegungen habe ich da, ehrlich gesagt, keine großen. Ich hab die Figuren vor Augen. Bei manchen gibt es reale Rolemodels – Tamara aus „Goldregen“ hat zum Beispiel ein sehr reales Vorbild – manche sind reine Phantasiefiguren, die ich aber auch sehr plastisch im Geist sehe. Und Adam Wischnewski … ein deutscher Musikproduzent, der in Wien gestrandet ist und mit Gipsybands am Balkan unterwegs ist … nun ja, es gibt Leute, die behaupten, auch für diese Figur gäbe es ein Alter Ego! :-)
AVELEEN AVIDE:
Gingst du zuerst monatelang mit der Geschichte schwanger und fingst dann zu schreiben an oder hast du alle Recherchearbeiten abgeschlossen, das Exposee ist fertig und du beginnst zu schreiben? Wie muss man sich das vorstellen?
DANIEL CARINSSON:
Wie gesagt, die „Recherchen“ hatte ich in den Jahren bevor ich überhaupt anfing, ganze Bücher zu schreiben so a’la’long mitgenommen. Das Exposee schreibe ich ganz am Schluss, wenn alles fertig ist, für den Verlag. Und dazwischen habe ich, nachdem ich die wesentlichen Handlungszüge relativ zügig notiert habe, zwei Schreibdruchgänge. Ich schreibe zunächst alles, ganz oldschool, von Hand. Füllfeder auf Papier! Und wenn ich dann alles fertig habe, tippe ich das Ganze ab. Dabei bleibt selten ein Satz so, wie ich ihn zunächst hingekritzelt habe, aber das ist dann gleich der wichtige Feinschliff und etwaige Ungereimtheiten etc. kann ich dabei meist auch gleich beseitigen.
Und ein gutes, kritisches und konstruktives Lektorat ist für mich übrigens auch ganz Essentiell. Ich finde es extrem wichtig, als Autor jemand zu haben, der Dinge hinterfragt und der einen fordert. Als Musikproduzent war das im Bezug auf die Musiker meine Rolle, als Autor freue ich mich jetzt, dass ich nun so einen Luxus in Anspruch nehmen kann.
AVELEEN AVIDE:
Wie muss man sich einen Tag in deinem Leben vorstellen, wenn du an einem Roman arbeitest?
DANIEL CARINSSON:
Wie den Arbeitstag eines Menschen, der einen 40+X-Stundenjob hat. Der nichts mit Schriftstellerei zu tun hat. Den Großteil an Goldregen habe ich auf meinem Arbeitsweg im Zug geschrieben. Ich wohne ja etwa 50 km von Wien entfernt, an der Grenze zur Slowakei, mein Arbeitsplatz (meines „Dayjobs“) ist aber in Wien. Da habe ich hin und retour immer rund eine Stunde Zugfahrt. Das ist großartig, diese Zeit für’s Schreiben zu nutzen.
AVELEEN AVIDE:
Hörst du auch Musik beim Schreiben und falls Ja, welche, oder brauchst du absolute Stille?
DANIEL CARINSSON:
Nein, beim Schreiben – grundsätzlich beim Arbeiten – höre ich keine Musik. Ich höre eigentlich überhaupt selten Musik, da ich Musik nicht nebenher hören mag. Wenn ich Musik höre, dann sitze ich entweder vor den Lautsprechern und lausche oder ich tanze. Bei allem anderen, was ich tue, ob Hausarbeit, Wandern oder eben Schreiben, höre ich keine Musik.
AVELEEN AVIDE:
Wirst du von einer Agentur vertreten? Und falls Ja, was ist für dich der Vorteil, von einer Agentur vertreten zu werden?
DANIEL CARINSSON:
Nein, keine Agentur. Ich habe – für Goldregen – zum Glück eine tollen und sehr engagierten Verlag, der mich auch z.B. bei der Akquisition und Organisation von Lesungen gut unterstützt.
AVELEEN AVIDE:
An welchem Buch arbeitest du derzeit und darfst du schon ein wenig darüber verraten?
DANIEL CARINSSON:
Ich hab’s eh schon kurz angedeutet. Das nächste Buch wird ein Historienroman der im 5. Jahrhundert spielt und zwischen meinem Wohnort hier im „Römerland Carnuntum“, Ravenna und Konstantinopel (Istanbul) angesiedelt ist. Im Zentrum steht eine junge Frau, eine Geschichtenerzählerin, die Legenden von einem mysteriösen Reiter und Boten zum besten gibt und die damit eine Kette von Ereignissen auslöst, in einer Welt, die gerade in Auflösung begriffen ist. Das Ganze wird ein ziemlich apokalyptisches Roadmovie einer- und eine sehr hoffnungsvolle Familienstory andererseits.
Mehr kann ich wahrscheinlich erst in einem Jahr sagen.
AVELEEN AVIDE:
Welchen Tipp hättest du für angehende Autoren, die einen Roman veröffentlichen möchten?
DANIEL CARINSSON:
Ich weiß nicht, ob es da wirklich Tipps gibt. Irgendwie muss jeder Künstler so seinen Weg finden. Nur davon abbringen lassen, sollte man sich nicht. Und gleichzeitig selbstkritisch bleiben.
Ich habe in den USA mal auf der Website eines Musiklabels etwas gelesen, dass ich über all die Jahre im Kopf behalten habe. Diese Plattenfirma hatte einen Menüpunkt auf der Website zum Thema „Wie ich einen Plattenvertrag bekomme“. Und da stand dem Sinn nach:
„Ihr wollt einen Plattenvertrag? Dann geht zurück in den Proberaum und übt. Und wenn Ihr glaubt, Ihr seid gut genug, dann geht raus und spielt, sucht Euch Euer Publikum. Und dann? Geht wieder in den Proberaum und übt weiter. SCHICKT UNS KEINE DEMOS, DAMIT WIR VON EUCH HÖREN. IHR HÖRT VON UNS, WENN WIR VON EUCH HÖREN.“
Der Letzte Satz ist was zum darüber nachdenken. Aber ich finde ihn sehr treffend.
AVELEEN AVIDE:
Daniel, vielen Dank für das Interview.
---------------------------------------------------------------------------------------------------
Heute gibt 1 Buch zu gewinnen. Wer mir die folgende Frage richtig beantwortet, und mir die 4. E-Mail an autorin(at)aveleen-avide(Punkt).com schreibt, der kann „Goldregen“ gewinnen, allerdings nur, wenn Ihr Wohnsitz in Deutschland liegt.
Bitte die Adresse nicht vergessen, da ich sonst das Buch nicht zusenden kann.
Den Gewinner/Die Gewinnerin schreibe ich im Laufe der Woche hier an diese Stelle. Wer mir die nachfolgende Frage richtig beantwortet, der kann „Goldregen“ gewinnen: In welchem Jahr hat sich Daniel Carinsson mit seinem Musiklabel selbständig gemacht?
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Mitmachen lohnt sich!
---------------------------------------------------------------------------------------------------
7.397 Downloads waren es vom 12.04. bis 11.05.2013. Schön wäre, wenn wirklich möglichst viele davon eine Rezension schreiben würden.
Alles Nähere – hier klicken.
---------------------------------------------------------------------------------------------------
Rena Larf liest mit ihrer erotischen Stimme einen langen Auszug aus meiner Geschichte „Sündige Früchte“ .
Rena Larf liest mit ihrer erotischen Stimme einen langen Auszug aus meiner Geschichte Hitze auf meiner Haut.
Hier lese ich aus meinem Buch “Samtene Nächte” aus der erotischen Kurzgeschichte “Erotischer Zirkel”. „Samtene Nächte“ ist bei Amazon.de in der Top 100 der Erotik-Bestseller. :-)
Wenn Sie hier klicken, dann kommen Sie zu meinen Lesungen aus "Samtene Nächte".
Wenn Sie oben in der pinkfarbenen Leiste auf „Interviews mit Autoren“ klicken, kommen Sie auf die Auflistung aller bisher erschienenen Interviews auf meinem Internetblog.
Wenn Sie oben in der pinkfarbenen Leiste auf „Sonstige Einträge“ klicken, kommen Sie auf die Auflistung unter der alle Lesungen, die Buchmesse in Frankfurt 2007/2008 und Kurzinterviews und v.a. aufgeführt sind.
Hier lese ich einen Ausschnitt aus der Geschichte „Heiße Wünsche“
Das war Aveleen Avide
Glauben Sie an sich!
Schauen Sie also wieder rein, wenn es heißt:
Willkommen bei Aveleen Avide
Foto: © Marc Senna, Make up und Frisur: Brit Augustin
Ihre Aveleen Avide
Aveleen Avide jetzt auch bei Twitter: http://twitter.com/aveleenavide